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Mein Australian Diary, Tag 30

  • Autorenbild: Victoria Sammet
    Victoria Sammet
  • 22. Nov. 2018
  • 3 Min. Lesezeit

Donnerstag, der 22.11.2018


Es gibt Momente, da fühlt man sich frei. Einfach endlos, grenzenlos frei als würde man fliegen. Man fühlt den Wind in den Haaren und ist so verdammt glücklich, dass man den Kummer vergisst und nicht einmal versteht, weswegen man deswegen so traurig war. Bis man wieder auf dem Boden der Tatsachen ankommt und man wieder weinen wollen würde.


Ich habe so lange gebraucht um mich einzufinden auf Gregs kleiner Farm, war die ersten Wochen recht unglücklich gewesen und habe mich einsam gefühlt, weil wir so weit abseits wohnten, mitten im Nirgendwo. Ich fand Gregs Einstellungen und Handlungen zu Dingen so unverständlich und seltsam. Es hat mich einfach nicht glücklich gemacht, während ich einfach nur gewartet habe, aus diesem Ort rauszukommen.

Der Umschwung kam dann irgendwann. Und ich fand mich regelmäßig auf der Ablagefläche seines Pick Ups wieder, mit dem Fahrtwind im Gesicht und der wunderschönen Umgebung um mich herum. Berge, so weit das Auge reichen kann, kahle Wiesen mit kahlen, brüchigen Bäumen, die so typisch für Australien sind. Die Tiere der Natur, Schildkröten, Ameisenigel, Wombats, Nymphensittiche und natürlich Kängurus und Wallaroos und Wallabys (die alle irgendwie Kängurus sind, ich muss echt mal daran denken, das nachzuschlagen). Die heiße Sonne auf mir, die echt stark auf einen nieder brennt. Und irgendwie kam damit auch das Verständnis zu Greg. Gerade in der letzten Woche haben wir uns so gut verstanden, und seit ein paar Tagen sind sogar neue Backpacker aus Österreich gekommen. Filmabende und Snacks, Eiscreme, seine lieben vier Hunde, die so gerne kuscheln. Bidoo ist mir echt ans Herz gewachsen. Und endlich habe ich es genossen, die Natur in mich aufgenommen und gelebt. Und genau da, als ich wirklich angefangen habe zu lieben wo ich war und was ich tat, kam auch schon der Tag meiner Abreise. Heute.


Wie bei meinem ersten Eintrag sitze ich gerade im Zug. Neben mir rauschen die Felsen und Berge und Seen vorbei, während ich meinen vierstündigen Trip nach Sydney fortsetze, direkt in einen Sandsturm hinein. Irgendwie fällt es mir schwer, nicht zu weinen. Es war fast ein ganzer Monat, den ich auf der Farm verbracht habe, und so wenig ich es auch erwartet hatte, Greg und seine Hunde sind mir echt ans Herz gewachsen. Es war schwer zu gehen. Fast hat es sich schon heimisch angefühlt dort zu sein. Und verdammt, ich werde mein eigenes Schlafzimmer mit der leeren Küche vermissen, wenn ich in den nächsten Wochen in Hostels wohnen werde und dort kochen muss bei dieser Horde Affen, die einfach nicht still und in Ruhe ihr Essen essen können. Da will ich jetzt schon aus Frustration weinen.

Aber ich denke, ich muss mich daran gewöhnen. An die brüllenden Affen im Essenssaal, aber auch daran, Dinge loszulassen, die ich toll fand. Immerhin bin ich zum Reisen hier, um Neues zu entdecken und Erfahrungen zu sammeln. Den ersten Teil, das Farmleben, habe ich nun erledigt. Jetzt ist die Ostküste dran.

Trotzdem muss ich doch immer wieder sehnsüchtig aus dem Fenster schauen, und traurig bin ich immer noch. Aber wenigstens gibt mir der Ausblick Glücksgefühle.


Ich denke, dass diese Reise ein guter Weg ist, sich selbst zu finden und zu verstehen. Damit meine ich auch alles drum und dran. Das Kommen, das Gehen, das Ungewisse, die Überraschungen und Ängste und das Unwohlsein. Ich habe das Gefühl, endlich wieder zu leben, zu lernen, das Leben wieder zu genießen. In letzter Zeit fiel mir das recht schwer. Zu lange schon habe ich nicht mehr dieses Glück und die Freude in den kleinen Dingen gefunden, die mich sonst immer zum Lächeln gebracht haben. Sonst war ich immer so maßlos glücklich, die Natur zu sehen, und wenn es nur diese winzigen kleinen Dinge waren. Heute lässt mich so Vieles kalt. Meine Angststörung hat mir ein ganzes Stück Lebensfreude genommen, und irgendwie bleiben die Sorgen und Ängste und negative Gedanken immer in meinem Hinterkopf, wenn ich etwas Schönes sehe. Es macht mich traurig, aber umso schöner finde ich es, zu merken, dass es mir hier langsam besser geht und diese Freude wiederkommt. Denn leider ist mir inzwischen so Vieles egal geworden. Und sei es nur das, was mir Menschen zu erzählen haben. Dieses Desinteresse an fast allem erschreckt mich, denn normalerweise war ich die Erste, die lachen und Letzte, die weinen musste. Diese Unbeschwertheit fehlt mir, und ich hoffe, sie hier wiederzufinden. Denn einen kleinen Fortschritt habe ich schon gemacht. Ich hätte gerne meine alte Abenteuerlust zurück, die mich schon mit so vielen Erinnerungen bereichert hat. Aber ob das auch wirklich passiert, wird sich wohl erst mit der Zeit herausstellen. So, nun kommen wir auch schon bald am Bahnhof an und ich somit zum Ende dieses recht knappen Eintrags. Aber man hört sich bald wieder. Wünscht mir Glück!


Vicky

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Ich bin eine 18-jährige Abiturientin, die ihr freies Jahr zwischen Schule und Studium überbrücken und dabei ihren Horizont erweitern möchte. Schon immer bin ich gerne gereist und hab gerne neue Orte entdeckt und Kulturen kennengelernt. Und somit bin ich auf meine Reise nach Australien, ins Land Down Under, gestoßen.

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